Kostüm-Kappensitzungen der „Glasspatzen“ begeistern mit Narrenshow, Comedy, tänzerischen Höhepunkten und Büttenreden der Spitzenklasse

Freitagabend, 3. Februar 2023: Genau 1092 Tage, in närrischen Zahlen 3 x 11 Monate, 8 x 11 Tage, 4 x 11 Stunden, 21 x 11 Minuten und 49 x 11 Sekunden, musste das Wadgasser Narrenvolk auf das Comeback der Glasspatzen-Faasend – traditionell ein Höhepunkt im närrischen Terminkalender der Gemeinde – warten. Um 20.11 Uhr ertönte endlich wieder der Narrhalla-Marsch, mit dem die erste der beiden Kostümkappensitzungen der Karnevalsgesellschaft „Die Glasspatzen“ Wadgassen, eröffnet wurde. Im Hostenbacher Kulturhaus präsentierte die Karnevalsgesellschaft ein knapp fünfstündiges närrisches Programm der Extraklasse, in dem die Glasspatzen nicht nur mit ihrem karnevalistischen Können überzeugten. Sie bewiesen auch großes Organisationsgeschick und Flexibilität, galt es doch, aufgrund der fehlenden Saalkapazitäten in der gewohnten Glückauf-Halle ein großes Programm in dem begrenzten räumlichen Rahmen des Hostenbacher Kulturhauses gleich an zwei Abenden umzusetzen und dabei mehr als 120 Akteure auf die Bühne zu bringen. Dass dies dem traditionsreichen Verein vollends gelang, zeigte die grandiose Stimmung und Begeisterung der rund 500 Besucher*innen an beiden Veranstaltungstagen.

Die Sitzung stand – wie die gesamte Kampagne – unter dem Motto „Faasend wie vor 100 Jahr im Grandhotel Wadegotia“ und entführte die närrischen Gäste (unter ihnen Bürgermeister Sebastian Greiber, die Wadgasser Ortsvorsteherin Birgit Brill, der Hostenbacher Ortsvorsteher Axel Martin, Pastor Peter Leick, Vereinssenatoren und zahlreiche Abordnungen befreundeter Gesellschaften) in die musikalische Zeit des Charleston und Swing und in die kulturelle Zeit des Aufbruchs und der Lebensfreude. Treffender hätte die Stimmung bei dem Neustart nach drei Jahren Abstinenz nicht beschrieben werden können, schon beim Sitzungsauftakt mit den Openers und den „Comedian Harmonists“ versprühten die Aktiven Spaß und Freude, endlich wieder für karnevalistischen Frohsinn zu sorgen.

Nach dem großen Einmarsch des närrischen Hofstaates nahm die Sitzung, in der Sitzungspräsident Stephan Daub gewohnt charmant und temporeich durch das Programm führte, an Fahrt auf. Dafür sorgten gleich mehrfach die vier Garden des Vereins mit ihren rund 70 Tänzerinnen und Tänzern. Den Auftakt machten die kleinen Nachwuchstänzerinnen und –tänzer der Kindergarde (Trainerinnen Michelle Treib und Janis Schneider), die mit einem schmissigen Marschtanz schon vielversprechendes tänzerisches Können zeigten. Sie erhielten ebenso große Beifallsstürme wie die kleinsten Akteure des Abends, die Mädchen der Minigarde (Trainerinnen Amelie Neumann, Lara und Sabine Ries). Bei ihrem ersten Auftritt auf großer Bühne tanzten sich die Minis als kleine „Charleston-Tänzerinnen“ sofort in die Herzen der Besucher. Eine Augenweide waren die Marschtänze von Juniorengarde (Trainerinnen Kathrin Schöpp, Claire Lorson und Samira Stanitz) und Aktivengarde (Trainerinnen Svenja Speicher und Silke Holzhauser), die beide hervorragende tänzerische Leistungen zeigten.

Tänzerischer Höhepunkt des Abends war der gemeinsame große Schautanz von Kinder-, Junioren- und Aktivengarde, der in die Welt der Zwanziger Jahre entführte. Ob Babylon Berlin, Charleston, Comedian Harmonists oder Swing – der Schautanz begeisterte mit toller Musikwahl, beeindruckender Choreografie, schnellen Bühnenwechseln und fantasiereichen Kostümen.

Für weitere tänzerische Höhepunkte sorgten die Solotänzer des Vereins. Die amtierenden Vize-Saarlandmeister der Jugendtanzpaare, Dana Junkes und Leon Reichert (Trainerinnen: Sandra Müller, Annette und Madelaine Decker) zeigten einen tempogeladenen Tanz mit viel Akrobatik, Tanzmariechen Claire Lorson (Trainerinnen Silke Holzhauser und Svenja Speicher) brillierte in ihrem Solotanz mit großem tänzerischen Können und toller Choreografie.

Dass sich die Glasspatzen um den Büttennachwuchs keine Sorgen machen müssen, zeigten die Kappensitzungen eindrucksvoll. Mit Juliane Hick und Marie Geyer feierte ein junges Duo seine gemeinsame Bühnenpremiere. Als „Hänsel und Gretel“ versetzen die beiden jungen Akteure in ihrer spritzigen Reimrede die Grimmsche Märchenwelt kurzerhand in die Welt des digitalen „Smartgassen“ und berichteten pointenreich und mit viel Witz, was ihnen und anderen Märchenfiguren der Gebrüder Grimm bei ihrem Zeitensprung in die digitalen Welt alles widerfahren war. Erstaunlich, wie unbekümmert die beiden auftraten, Juliane stand erst zum dritten Mal auf der Bühne, für Marie war es sogar der erste Auftritt. Toll auch der Auftritt der 19jährigen Lara Ries, die sich in diesem Jahr als „Gangsterbraut“ in die Bütt begab und dabei in Reimform allerhand Abenteuerliches von ihrer diebischen Familie zu berichten wusste. Das Publikum honorierte den schwungvoll und souverän vorgetragenen Beitrag von Lara Ries mit großem Beifall. Als „Funkenmariechen“ der besonderen Art wusste Celin Wassmuth in der Bütt zu überzeugen. Auf dem Weg zu einem perfekten Tanzmariechen kreierte sie dabei auf urkomische Art einen überaus eigenwilligen Tanzstil, den sie auch gleich mit dem Publikum gemeinsam ausprobieren wollte. Dass dies gehörig schiefging, war vorauszusehen und sorgte für viele Lacher im Saal.

In seine Paraderolle schlüpfte Mischa Müller bei seinem Vortrag als“ Studienrat“ und erwies sich dabei als vortrefflicher Interpret der politischen Rede. Bei seinem kritischen Streifzug durch die Zeit der Coronapandemie sparte er in der Rolle des Lehrers nicht mit Kritik an den Folgen für den Schulbetrieb: Ob Digitalisierungsstau, Lehrermangel oder fehlende Unterrichtskonzepte – mit grandiosem Wortwitz, bisweilen beißender Ironie und heiter-nachdenklichen Pointen legte er die Finger in so manche offene Wunde der Bildungspolitik. Mit seiner gelungenen und mit großem Applaus honorierten Rede zeigte Mischa, dass Humor nicht nur Selbstzweck, sondern auch Unterstützung ist, wichtige und ernste Themen treffend zu analysieren.

Seit Jahrzehnten begeistern Herbert Krauss und Klaus-Dieter Daub in ihrer Rolle als „Die zwei Spurker“ das närrische Publikum. Bei ihrem diesjährigen Büttenauftritt schlüpften die beiden Urgesteine der Wadgasser Faasend in die Rolle von „Nachwächtern“ und zogen wieder einmal alle Register ihres karnevalistischen Könnens. Mit wie immer originellem Outfit, stoischer Ruhe und trockenem Humor zündeten sie eine deftige Pointe nach der anderen und sorgten für Lachsalven beim Publikum. Riesenapplaus war der lohnende Dank für die glanzvolle Vorstellung der „Spurker“.

Sein parodistisches Talent bewies Robin Geyer, ehemaliger Kinderprinz des Vereins, bei seinem Solodebüt auf der Glasspatzen-Bühne. Mit souveräner Leichtigkeit schlüpfte er in seinem Showbeitrag in die Rolle von „Max Raabe“ und präsentierte charmant und mit Witz dessen Chansons im Stil der Zwanziger Jahre.

Mit ihrem Musikprogramm hatten die Glasspatzen bei beiden Sitzungen vollends den Nerv des Publikums getroffen: Mit bekannten und beliebten Faasend- und Partyhits heizte die Band „Dreierpasch“ am ersten Abend dem Publikum kräftig ein und brachte das Kulturhaus fast zum Beben. Für ihren phänomenalen Auftritt ließen die Narren die Band nicht ohne Zugaben von der Bühne. Für die gleiche Begeisterung sorgten am zweiten Sitzungsabend „Die Latzegallis“ aus Dudweiler, die mit ihren saarländischen und „Kölschen“ Karnevalssongs seit Jahren die Stimmung bei den Glasspatzen-Sitzungen auf den Siedepunkt bringen. Dass auch sie nicht ohne Zugaben auskamen, verstand sich von selbst. Nicht wegzudenken im musikalischen Programm der Glasspatzen ist auch Showsängerin Sandra Müller, die an beiden Abenden mit toller Stimme, Temperament und großer Bühnenpräsenz bekannte Stimmungshits präsentierte und den Saal musikalisch auf Höchsttemperatur brachte. Die Musikbeiträge komplettierte Roman Salm, der mit seiner Gitarre als „Filou aus dem Warndt“ bekannte Ohrwürmer mit eigenen Fastnachtstexten darbot.

Den letzten gelungenen Showact setzte das Männerballett „Nie all do“ (Trainerinnen: Simone Treib und Jutta Schumacher) mit seiner musikalischen Zeitreise von den 1920ern bis hin zum aktuellen Partyhit „Layla“. Dabei zogen die tanzfreudigen Männer alle Register ihres tänzerischen und akrobatischen Könnens und rissen das Publikum zu Beifallsstürmen hin. An einer Zugabe kam das Männerballett selbstverständlich nicht vorbei.

Mit einem stimmungsvollen musikalischen Finale mit Sandra Müller und den Latzegallis verabschiedeten sich die Aktiven der Glasspatzen von ihrem tollen Publikum.

Im Rahmen der Kappensitzung wurden verdiente Vereinsmitglieder vom Geschäftsführer des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine (VSK), Stefan von den Broch, von dem Vertreter des VSK-Regionalbezirkes Saarlouis-Lebach, Michael Schleich, sowie vom Vertreter des Regionalbezirks Völklingen-Warndt, Christian Großmann, mit Verdienstorden des VSK und des Bundes Deutscher Karnevalsvereine (BDK) geehrt. So erhielten Kathrin Schöpp und André van Rhee den VSK-Verdienstorden in Bronze, Werner Pawelkiewicz und Wolfgang Schumacher den VSK-Verdienstorden in Silber sowie Claudia Speicher den VSK-Verdienstorden in Gold. Für ihre langjährigen Verdienste wurden Werner Pawelkiewicz, Helmut Gier, Wolfgang Schumacher, Jutta Schumacher und Horst Müller mit dem BDK-Ehrenverdienstorden der Stufe 1 geehrt, Klaus Dieter Daub und Claudia Speicher wurden für ihre großen Verdienste mit dem besonderen BDK-Ehrenverdienstorden der Stufe 3 ausgezeichnet.

Die Glasspatzen danken den Kegelfreunden Schaffhausen, dem KSV Hostenbach, dem Orchesterverein Hostenbach, dem Theaterverein “Die Maulwürfe” und Ortsvorsteher Axel Martin für die Überlassung des Kulturhauses.



Vielen Dank an Peifer Photographie

Weiter Impressionen von Bernd Daub